Alle Beiträge von Sankt Neff

Das hört nie auf.

Der alte, sterbenskranke Mann: Ist schwach, nimmt kaum noch etwas zu sich, liegt viel,  die Augen oft geschlossen.

Wenn dann aber die Cousine, die hilft ihn zu pflegen, sagt: „Ich schau mal, ob noch Markklößchen im Kühlschrank ist.“ entfährt ihm, während die Augen geschlossen bleiben, ein so genervtes wie scharfes

„Sind!“

Kühe (5)

Kleine Wanderung, allein durch Wald und Felder bei Sperenberg, außer mir kein Mensch unterwegs.  Dafür steht eine Herde Kühe um eine Tränke versammelt. Sie nehmen mich wahr, drehen sich alle mehr oder weniger gleichzeitig um, schauen in meine Richtung und setzen sich dann in Bewegung. Etwa 25 Tiere kommen langsam und ernsthaft auf mich zu. Das ist – trotz Zaun und bei aller Liebe zu Kühen  –  ein kleines bißchen furchteinflößend.

Nochmal Zwieback

Heinz Strunks Kolumne „Intimschatulle“ ist für mich einer der wesentlichen Gründe, weiterhin regelmäßig die ´Titanic´ zu kaufen und zu lesen. Seit einiger Zeit beschimpft der Autor Autos, die ihm mißfallen,  fiktive und non-fiktive. Mich erfreut die Maßlosigkeit und Obszönität seiner Tiraden. Nur einmal fühlte ich mich ein wenig gekränkt, als er nämlich auch den mir teuren und lieben Renault Kangoo mit unflätigem Haß überzog – zu Unrecht, wie jeder Mensch weiß, der je einen Renault Kangoo besaß. Auch in der aktuellen ´Titanic´-Ausgabe kennt der Heinzer keine Gnade:

„Drecksschüsseln, die sich bei voller Fahrt am besten durch dickflüssige Ficksahne ihren Weg bahnen: VW Touareg, Citroën Defekt, Ford Zwieback.“

Haiku für Heyko

Mein Freund Andreas bat mich, für seinen Freund Heyko ein Haiku zu schreiben.  Folgendes gab er mir an die Hand:

Jener Heyko sei ein sehr, sehr guter Bassist, überdies geschmackvoll, gebildet, Jazz-Liebhaber. „Außerdem haben wir beide Zahnschiefstand.“ Was er mit diesem Selfie hier belegte:
Ich probierte also ein bißchen herum und fabrizierte dann folgende Heyko-Variationen:

 

Das ist der Bass-Mann.

Er heißt Heyko, nicht Haiku.

Das hier ist für ihn.

 

Am Fluß sitzt ein Mann.

Schaut. Lauscht. Glitzern und Plätschern.

Now´s the time, Heyko.

 

Haiku sind heikel.

Sie klingen schnell nach Kunstkitsch.

Findet auch Heyko.

 

Links grinst Andreas:

Selbstsporträt mit Zahnschiefstand:

Rechts grinst der Heyko.

 

Es heißt von Heyko,

sein IQ sei sehr, sehr hoch.

Man nennt ihn High Q.

 

Heyko und Heike:

Sie machen Liebe all night.

Raus kommt ein Haiku.

 

Es gibt Gedichte,

die mit dem Titel enden:

Haiku für Heyko.

Neulich in Kreuzberg (3)

Sonntag vormittag, kalt.  Ich bringe den Müll weg. Und sehe aus den Augenwinkeln einen jüngeren Mann vor der geschlossenen Zahnarztpraxis im Hof stehen:

Er schaut in die Sonne und putzt sich die Zähne.

Auf dem Rückweg wage ich noch einen Kontrollblick: Ja, er tut es tatsächlich. Ist komplett angezogen, mit Mantel und Rucksack und allem, steht in der Wintersonne und putzt sich die Zähne.

Beatrix, Janin und Jürgen haben eine Antwort:

Wußt ichs doch, daß Verlaß ist auf Euch:

Gleich am Morgen nach meinem letzten Eintrag mit der Frage zu Čechov halfen mir die schlaue Beatrix und die schlaue Janin auf die Sprünge:

Das russische Wort für „Zwieback“ laute „суха́рь“ und werde ungefähr „ẞuchar“ (Betonung auf der zweiten Silbe, das r gerollt) ausgesprochen.

Der schlaue Jürgen wußte zu ergänzen: „In diesem Substantiv steckt das Adjektiv ´suchoj = trocken´. Ganz direkt heißt es tatsächlich ´Zwieback´ und übertragen meint es ´einen knochentrockenen Menschen, einen Zahlenmenschen, einen Langweiler´.“

Er fand dann auch den entsprechenden Satz im Čechov-Original:

„Я бы дорого дал, чтобы посмотреть, как этот сухарь спит со своей женой.“

Was, zur lachenden Erinnerung, auf deutsch heißt:

„Ich gäbe viel darum, einmal zu sehen, wie dieser Zwieback mit seiner Frau schläft.“

Ich habe eine Frage:

Auf der Suche nach verlockender Lektüre stand ich in der staden Zeit mit viel Zeit vor dem Regal und entdeckte einen schmalen, dunkelblauen Buchrücken: Anton Čechov, „Drei kleine Romane“. Ich machte mir einen Kaffee, setzte mich an den Küchentisch und schlug das Buch auf. In die Hand fiel mir ein weißes Kärtchen mit einer schön handgeschriebenen Botschaft, der ich entnahm, daß mir Christiane dieses Buch vor mehr als zehn Jahren geschenkt hatte. Ich begann den ersten der drei kleinen Romane zu lesen. Er heißt „Eine langweilige Geschichte“. Auf Seite 17 beschreibt Čechov einen drögen Wissenschaftler, der unausgesetzt in sein Mikroskop schaut und darüber die Welt vergißt. Und ziemlich unvermittelt gesteht der Erzähler:

„Ich gäbe viel darum, einmal zu sehen, wie dieser Zwieback mit seiner Frau schläft.“

Darüber mußte ich lachen. Erstens, weil der Erzähler das so freimütig kundtut. Zweitens,  weil ich mir den drögen Mann auch gleich dabei vorstellte. Und drittens über die feine Beleidigung „Zwieback“.

Ich gäbe viel darum, einmal zu wissen, welches Wort denn da wohl im russischen Original steht.

Gibt es unter den, wie ich weiß, vielseitig gebildeten Leserinnen und Lesern dieses Blogs jemanden, der die Frage beantworten kann? Ich täte mich freuen und erkenntlich zeigen.

Silvester-Slapstick

Wer Freude an Slapstick hat, der oder dem sei nicht nur das jüngste Weihnachts-Video der Band „Erdmöbel“ (s.u.) empfohlen, sondern auch ein Auftritt des komischen Schauspielers Jim Carrey bei David Letterman im Dezember 1999.  Das Video ist nicht von bester Qualität, aber dennoch ein großartiges Dokument. Nach etwa 6´30 fragt Letterman Jim Carrey, wie er das Millenniums-Silvester zu verbringen gedenke. Und dann gibt der Komiker einen furiosen Einblick in seine Pläne: