Humor versus Fanatismus

Der Schriftsteller Salman Rushdie bekommt am Sonntag den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels verliehen. Vor ein paar Tagen las ich ein Interview, das Denis Scheck für den ´Tagesspiegel´ mit ihm geführt hat.

Scheck:  Sie haben die Auseinandersetzung um „Die satanischen Verse“ einmal als einen Streit zwischen Menschen mit Sinn für Humor und Menschen ohne Sinn für Humor bezeichnet.

Rusdie:  Das stimmte damals und das stimmt wohl auch heute.

Mein Eindruck ist: Das stimmt heute sogar noch ein wenig mehr als damals, denn die humorlosen, zu unausdenkbaren Freveltaten bereiten Fanatiker werden eher mehr als weniger, scheint mir.

Zu diesem Thema, dem unvereinbaren Gegensatz von Humor und Fanatismus, habe ich hier vor einigen Jahren mal einen Text geschrieben. Und der ging so:

Manche Menschen verstehen keinen Spaß.

Warum nicht?

Das ist eine interessante Frage, die sich und der sich Despoten, Autokraten, Heimattümler, religiöse Fanatiker aller Art stellen sollten.

Propagiert hat diesen „Test by ridicule“ der Earl of Shaftesbury um 1700. Thomas Kapielski faßt ihn in seinem Buch „Mischwald“ (S. 186) so zusammen:

„Der Spott sei Test (´test by ridicule´) und Arznei wider den Fanatismus! Wo eine Gesinnung auf dem Probierstein des Spottes cholerisch anspringt, da stehe es ganz übel. Dabei leugnet Shaftesbury keineswegs die Aufrichtigkeit echter religiöser Gesinnung, denn diese, so Shaftesbury, würde Spott, sogar Hohn, immer mild lächelnd ertragen. Geschwollene Würde aber, die sich von vornherein gegen Kritik abzuschirmen trachte, sei Betrug; alle Unaufrichtigekeit fürchte nichts mehr als Scherz und Humor.“

Wann immer Euch,  geneigte Leserinnen und  Leser, ein Mensch verdächtig vorkommt: Macht den test by ridicule. Prüft oder stellt Euch vor, wie er oder sie auf Spott reagieren würde.

Dann wißt Ihr,  wo Ihr dran seid.

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