Lektionen (7)

„Das Leben geht garantiert schlecht aus. Ein Grund, sich keine Sorgen zu machen.“

(Wolfgang Schmidbauer, Was ich gern früher gewusst hätte)

*

Futur II

 

Auch wenn ich einmal nicht mehr bin

– ich werde doch gewesen sein.

Im Sinne von: Na immerhin.

Grammatik tröstet ungemein.

Mops und Mido

Der Verleger Gerd Haffmans war zeitweilig nicht nur Lektor, sondern auch Schwiegersohn von Loriot, hatte also Einblick in den von Hunden geprägten Haushalt der Familie von Bülow. Auf die Frage des FAZ-Fragebogens, wer oder was er hätte sein mögen, antwortete er damals:

„Mops bei Bülows.“

Daran mußte ich denken, kurz nachdem der kleine Kater in unser Leben tapste, den wir dann Mido tauften. Nachbarn besuchten uns, um das neue Familien-Mitglied kennenzulernen. Zum Abschied sagte der Mann:

„Bei euch wäre ich auch gern Kater.“

Das war eines der schönsten Komplimente, das mir je zu Ohren kam. Hoffentlich ist der Kater selbst auch gerne Kater bei uns. Glaub aber schon:

Kurt Scheel wiedersehen

Wer, wie ich, Kurt Scheel vermißt, kann sich gelegentlich eine Dosis Erinnerung zuführen. Im Netz gibt es drei Clips, die seinen Auftritt in den „Bunny Lectures“ zeigen, einer Berliner Veranstaltungsreihe der Nullerjahre, in deren Rahmen neben dem Supatopcheckerbunny Ulrike Sterblich und dem Hilfscheckerbunny Stese Wagner viele schlaue und witzige Menschen aufgetreten sind. Kurt Scheel doziert hier, 2004, natürlich, über seine Parade-Disziplin, den Western, zunächst über „Der Mann, der Liberty Valance erschoß“:

Im folgenden Clip sitzt Wolfgang Herrndorf rechts neben Kurt Scheel auf dem Boden und der Enteratiner Fil schlatet sich in den Vortrag ein:

Und hier spricht Kurt Scheel über Frauen im Western und im richtigen Leben:

Ein Buch, das ich nicht schreiben muß,

weil André Heller es schon getan hat:

„Schattentaucher“.

Gerade eben habe ich diese Neuauflage seines Roman-Debüts im Buchladen entdeckt und vor Glück gegrinst, weil auf den Großmeister des Kitsches schon immer Verlaß war.

Freuen wie ein Schneekönig tät ich mich, wenn er auch noch die Fortsetzungen

„Sonnenkegler“

„Nebelsegler“,

und

„Regenreiter“

in die Welt wuchten würde, der Hellerandré.

Soso, Ayda Field,

Sie und Ihr Gatte Robbie Williams wollen also keine „verwöhnten Gören“ aufziehen. Der ´Sunday Times´ verrieten Sie auch, was es braucht, um dieses löbliche Ziel zu erreichen. Während die Eltern es sich bei Flugreisen in der ersten Klasse bequem machen, müssen die Kinder (11, 9, 5) mit den billigen Plätzen der Economyclass vorlieb nehmen. So sollen Teddy, Charlie und Coco lernen, daß Komfort erarbeitet werden will. „Das ist schrecklich. Ich meine, die Leute werden denken, dass ich so ein Arschloch bin.“ Arschloch ist vielleicht übertrieben. Aber ein wenig eklig ist es schon, von Ihren Luxusproblemen samt verzweifelter Lösungsversuche lesen zu müssen. Und wäre es nicht eigentlich auch konsequenter, den Nachwuchs zu Fuß oder auf Rädchen nachreisen zu lassen? Denn ich nehme doch an, daß die armen Gören nicht mal für die Economyclass selbst aufkommen können.

Pfui Spinne, Karl-Theodor zu Guttenberg,

Sie haben sich seit Ihrer Zeit als plagiatspromovierter Popstar der Politik ja kein Deut verändert. Zwar tragen Sie, wie wir der `Süddeutschen Zeitung´ anlässlich eines Interviews entnehmen, inzwischen nicht mehr Anzug und Krawatte, sondern „Turnschuhe, Armbänder, ein legeres Sakko“, Ihr Haar ist nicht mehr gegelt, sondern „strubbeliger“, auch die glamouröse Ehe mit „Frau Stephanie, geborene von Bismarck“ gehört der Vergangenheit an. Aber sonst scheint alles wie früher zu sein. Denn auf die Frage, was Sie als „Investor, Unternehmer, Berater, jetzt auch Schriftsteller“ als Beruf angeben würden, antworteten Sie:

„Ich habe vor Kurzem in einem anderen Zusammenhang flapsig gesagt: Mensch.“

Und wissen Sie was, zu Guttenberg? Diese Antwort ist gar nicht flapsig, sondern die sich als Bescheidenheit und Besinnung auf das Wesentliche tarnende reine Eitelkeit, die wir von Ihnen kennen, seitdem Sie vor 20 Jahren ins Licht der Öffentlichkeit drängten. Bevorzugt in der Politik und auch sonst die guten alten grauen Mäuse: Sankt Neff

Eigentlich, Süddeutsche Zeitung,

gibt Susanne Klatten nur selten Interviews, erfuhr ich in deiner Einleitung zu einem ihrer seltenen Interviews, „doch jetzt will die vielfache Milliardärin sprechen“. Und so ludest du die vielfache Milliardärin „in einem sonnigen Altbau in München“ ein zu langen und breiten Anworten auf Fragen, die die PR-Abteilung der vielfachen Milliardärin nicht einladender und harmloser hätte formulieren können: „Sie haben mal gesagt, in Deutschland mangele es an Respekt für Unternehmer und Gründer. Warum?“ Oder: „Gibt es außer der grünen Wende noch etwas zu tun?“

Wer so fragt, bekommt zum einen Unternehmerinnengewäsch zu hören:

„Innovation ist nicht allein die Idee, Innovation ist die Umsetzung, also die Skalierbarkeit.“

Zum anderen unangenehme Einblicke in das Gefühlsleben einer vielfachen Milliardärin, die „Freude an Transformation“ hat, Elektromobilität und Windkraft „spannend“ findet, sich zeitweilig für den Werkstoff Carbon „begeisterte“, der aber auch das Thema Wasser „am Herzen“ liegt und die grundsätzlich gerne ihr „Bauchgefühl“ prüft, bevor sie ihre vielfachen Milliarden investiert.

Was hast du dir bei diesem Interview bloß gedacht, Süddeutsche? Dass eine vielfache Milliardärin, wenn sie sprechen will, auch sprechen dürfen sollte, egal was und worüber, Hauptsache mit dir? Das dachte ich mir.

Seltene Momente (4)

Neulich morgens nach langer Zeit mal wieder so ein seltener Moment: Vor dem Kiosk zähle ich mein vielmünziges Kleingeld und komme auf exakt 2 Euro 40. Was mich sehr erfreut, denn genau so viel kostet zur Zeit der ´Tagesspiegel´, den zu kaufen ich gerade im Begriff bin. Die Zeitung also raus aus dem Ständer und rein damit in den Laden, um zu bezahlen: „Ich hoffe, es stimmt.“ Die Verkäuferin zählt nach und  schaut einen Augenblick lang unentschlossen. Vermutlich überlegt sie, ob sie mir die Wahrheit sagen soll. Denn: Es fehlt ein Cent. Ich habe mich verzählt. Die Verkäuferin aber erläßt ihn mir. Kwasi Glückscent.

Mein All