Alle Beiträge von Sankt Neff

Flieder

Hätte ich auch nicht gedacht, daß Flieder mein gegen die Reize der Natur lange Jahre hartes Herz mal zum Blühen und Glühen bringen würde. Sowohl in der Natur

als auch in der Kunst. Dieses großartige, von Kurt Mühlenhaupt himself gezeichnete und handkolorierte Bild bekam ich im vergangenen Jahr zur schönsten Fliederzeit geschenkt:

Und ebenfalls von Frau A.  stammt der folgende süße Fliederwitz:

Kommt ein Mann in ein Herrenbekleidungsgeschäft:

„Ich suche ein fliederfarbenes Oberhemd.“

Sagt der Fachverkäufer:

„Schauen Sie mal, da hätten wir dieses ganze Regal hier.“

„Aber die sind ja alle weiß.“

„Das ist doch auch eine Fliederfarbe.“

Die Richter-Brille

Willst du dir auf einer längeren Zugfahrt den Blick aus dem Fenster verschönern, zieh eine Lesebrille auf, bevor du rausschaust. Dann sieht jeder Acker und noch der ödeste Baumarkt aus wie von Gerhard Richter gemalt: leicht unscharf, aber künstlerisch wertvoll.

Kleine Welt

Die Welt ist klein. Das sagt man so. Ihr wißt schon: das Small-World-Experiment von Stanley Milgram, auch bekannt als Six Degrees auf Separation. Also: Jeder kennt jede auf der Welt über sechs Ecken. Oder fünf. Oder sieben.

Wissenschaftlich ist diese These durchaus umstritten. Mir aber gefällt die Idee. Und immer wieder mal denke ich, sie stimmt.

Am Ostermontag zum Beispiel zeigte ich einem vor kurzem aus New York nach Berlin gezogenen Freund ein paar schöne Ecken von Kreuzberg. Wir spazierten recht ausdauernd, was kein Problem war, auch dank der sehr bequemen Schuhe, die der Neu-Berliner trug.

Empfohlen hatte sie ihm übrigens der Sänger und leidenschaftliche Wanderer

Art Garfunkel.

Den also kenne ich nun schonmal über nur eine Ecke. Quod erat demonstrandum.

Hildegarde Neff

Der Kinofilm über Hildegard Knef animierte mich, mir einen Auftritt von ihr in der Harald Schmidt-Show im Jahr  1996 anzuschauen.

Dabei erzählte sie amüsiert, wie es dazu kam, daß schon in den 50er Jahre ihre Fuß- und Handabdrücke auf dem Walk of Fame in Hollywood verewigt wurden –  sehr überstürzt und dilettantisch:

Sie taten sich offenbar schwer mit der Aussprache des Namens und schrieben ihn halt irgendwie nach Klang – und den Vornamen dann auch gleich noch falsch.

So wurde aus Hildegard Knef

Hildegarde Neff,

und die Sängerin und Autorin damit kwasi zu einer Verwandten. Was mich sehr freut, weil ich einige ihrer Songs sehr mag:

Lisa Bassenge hat dieses Lied auf schön eigene Art gecovert:

Raus aus der Schreibblockade (2)

„In all den Jahren meines Schriftstellerlebens sind die Tage stets überwältigend in der Überzahl gewesen, an denen mir nichts zu schreiben einfiel. Das hat mich nie beunruhigt. Wenn mir nichts einfällt, stehe ich auf und mache etwas anderes; am liebsten etwas, bei dem ein Bohrhammer, eine Stichsäge oder eine Schaufel im Spiel ist.“

(Alex Capus in der ´NZZ am Sonntag´)

Was schön ist (13)

Morgens auf dem Weg zur Arbeit in die Frühlings-Sonne sehen zu dürfen, die achsentreu knapp über der Hagelberger Straße steht,dann noch auf einen Americano gehen zu dürfen in die „Bar Italia“ und entsprechend aufgetankt mit Licht und Koffein dem langen Tag frisch entgegenzuschreiten.

P.S. für Harry Rowohlt

Harry Rowohlt liebte Postscripta. Deswegen schicke ich seinem gestrigen 80. Geburtstag als P.S. eine der vielen gewitzten Sentenzen hinterher, für die er – neben seinen Übersetzungen und Hörbüchern – in Erinnerung bleibt:

„Ich habe immer ungeheuer Dusel gehabt. Ich glaube, bei uns Atheisten strengt sich Gott mehr an. Muß er ja auch.“

Diese drei Sätze haben es in sich, denn sie setzen die Logik lakonisch  und komisch außer Kraft. Der Atheist, der nicht an Gott glaubt, glaubt, daß Gott sich bei ihm besonders viel Mühe gibt. Und das aus dem Munde eines Mannes, der stimmlich wie physiognomisch noch dazu nahezu gottähnlich war.

(Das Foto stammt aus dem prachtvollen Sammelband „365 Portraits“ von Sepp Dreissinger, Album-Verlag.)

Raus aus der Schreibblockade

Hannegret Biesenbaum, Leserin dieses Blogs, hat mir einen Vierzeiler geschickt, der sich auf kleinem Raum des großen Themas Schreibblockade annimmt:

„Eigentlich möchte ich schreiben,

Wenigstens ein paar Zeilen.

Aber mir fällt nichts ein,

drum lasse ich’s sein.“

Am heutigen „Welttag der Poesie“ antworte ich ihr mit einem Ausweg aus der Schreibblockade, den ich für mich gefunden und so formuliert habe:

„Ich weiß nicht, was ich schreiben soll,

mir fehlen auch die Worte.

Ich brauch ein Stimulans – jawoll!:

Idee-Kaffee und Torte.“