Der Mensch und die Leute

Gestern in Walter Kempowskis Tagebuch „Alkor“ (S. 496) einen menschenfreundlichen Vorschlag gelesen:

„Wenn man gegen Menschen ´was hat´, sich Kinderbilder von ihnen zeigen lassen.“

Könnte helfen: Der war vielleicht gar nicht immer so. Möglicherweise ist die früher mal ganz anders gewesen. Wenn du  dir die Mühe machst, genau hinzuschaun, kannst du es noch sehen. – Oder so ähnlich.

Der sehr einzelne Mensch ist bei genauer Betrachtung  oft ein guter. Schwierig wirds, wenn er sich mit anderen zu Gruppen zusammenklumpt, zu Rollkoffer-Horden, die vor dir stehen am Fahrscheinautomaten, zur feierwütigen Fanmeilenmeute, die anderntags auch zum Lynchmob mutieren kann.

Johann Nepomuk Nestroy hat es natürlich viel besser auf den Punkt gebracht:

„Der Mensch an und für sich ist gut. Aber die Leut´ sind ein Gesindel.“

150 Jahre später dann PeterLicht:

„Gesellschaft ist toll. Wenn nur all die Leute nicht wärn.“

Und Nils Koppruch hat es wie immer am lakonischsten formuliert:

„Es gibt ne Menge Leute.“

Ich darf mich anschließen und diesen Eintrag abschließen mit einem aus einer eher menschenfeindlichen Stimmung geborenen Textlein:

 

Großstadtgedicht

 

Leute, Leute, Leute, Leute.

Überall und immer Leute.

Morgens, mittags, abends Leute.

Gestern, heute, morgen Leute.

Vor und hinter dir nur Leute.

Haare, Hände, Hintern, Häute.

Leute essen, Leute trinken.

Leute schwitzen, Leute stinken.

Leute hassen andre Leute.

Heute Leute, morgen Meute.

Leute wollen sich vermehren.

Wollen sexuell verkehren.

Machen immer neue Leute.

Neue, neue, neue Leute.

Haare, Hände, Hintern, Häute.

Vor und hinter die nur Leute.

Gestern, heute, morgen Leute.

Morgens, mittags, abends Leute.

Überall und immer Leute.

Leute, Leute, Leute, Leute.

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