Das schlafende Kind

In dem überhaupt ziemlich guten Roman „Die Glücklichen“ bringt Kristine Bilkau ziemlich gut ein Phänomen auf den Punkt, das den meisten Eltern kleiner Kinder vertraut sein dürfte:

„Das schlafende Kind gibt seine Schönheit ganz und gar preis. Es fordert nichts, es will nicht gefüttert, gewickelt oder unterhalten werden, es läuft nicht davon, kann sich nicht wehtun und weint nicht, es kann nicht stürzen und nichts umreißen, das Kind kommt nicht auf komische Ideen, schreit nicht und sträubt sich nicht, auch sein Wille schläft. Während sie Matti so betrachtet, öffnet sich etwas in ihr, nichts stört dieses Gefühl von Liebe. Wie eingezwängt das Gefühl im Alltag doch ist, erdrückt zwischen den unzähligen Handgriffen, dem Aufpassen und in Stellung sein. Doch während der Schlafstille kommt das Gefühl in seiner ganzen Größe zum Vorschein, es kann weiter anwachsen, nichts stört. Sie drückt ihre Nase an seine Wange.“ (S. 252 f.)

*

Die Konfrontation mit dem schlafenden Kind – vor ein paar Jahren habe ich versucht, sie als „Mutprobe“ zu beschreiben:

 

Geh nachts nochmal rüber,

schalte das Licht an im Flur,

schleich in das halbdunkle Zimmer

und schau, wie es daliegt,

dein Kind,

daliegt und atmet,

schau auf seine geschlossenen Lider

und versuche sie auszuhalten,

diese unerträgliche Zartheit.

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