Aufs schönste genährt wurde mein dumpfer Antiamerikanismus in den achtziger Jahren von einer Jahrgangsstufen-Kameradin. Vorher noch zurechnungsfähig und von mir sogar für würdig erachtet, meine Freundin sein zu dürfen, kehrte sie nach einem Jahr als Gastschülerin in den USA mit einem Button an der Jacke zurück. Darauf ihr offenbar neues Lebensmotto:
„Life´s a beach“
In diesem Slogan schien mir all das verdichtet, was ich und meine Mitstreiter in der Karl-Marx-AG, die wir uns vorgenommen hatten, das „Kapital“ komplett zu lesen und zu verstehen, für Amerika hielten: verabscheuungswürdige Oberflächlichkeit und ekelerregende Freude am Dasein. Erst Jahrzehnte später, nämlich neulich, fiel mir auf, daß der Spruch auf dem Button vermutlich eine Abwandlung der Lebensverächter-Losung
„Life´s a bitch“
war. Und damit zumindest origineller als ich damals. Mit dieser Einsicht hoffe ich, im Alter von nunmehr 46 Jahren, Überheblichkeit gepaart mit Unwissen, meine Jugend also, endgültig hinter mir lassen zu können.