Willst du dir auf einer längeren Zugfahrt den Blick aus dem Fenster verschönern, zieh eine Lesebrille auf, bevor du rausschaust. Dann sieht jeder Acker und noch der ödeste Baumarkt aus wie von Gerhard Richter gemalt: leicht unscharf, aber künstlerisch wertvoll.
Kleine Welt
Die Welt ist klein. Das sagt man so. Ihr wißt schon: das Small-World-Experiment von Stanley Milgram, auch bekannt als Six Degrees auf Separation. Also: Jeder kennt jede auf der Welt über sechs Ecken. Oder fünf. Oder sieben.
Wissenschaftlich ist diese These durchaus umstritten. Mir aber gefällt die Idee. Und immer wieder mal denke ich, sie stimmt.
Am Ostermontag zum Beispiel zeigte ich einem vor kurzem aus New York nach Berlin gezogenen Freund ein paar schöne Ecken von Kreuzberg. Wir spazierten recht ausdauernd, was kein Problem war, auch dank der sehr bequemen Schuhe, die der Neu-Berliner trug.
Empfohlen hatte sie ihm übrigens der Sänger und leidenschaftliche Wanderer
Art Garfunkel.
Den also kenne ich nun schonmal über nur eine Ecke. Quod erat demonstrandum.
Hildegarde Neff
Der Kinofilm über Hildegard Knef animierte mich, mir einen Auftritt von ihr in der Harald Schmidt-Show im Jahr 1996 anzuschauen.
Dabei erzählte sie amüsiert, wie es dazu kam, daß schon in den 50er Jahre ihre Fuß- und Handabdrücke auf dem Walk of Fame in Hollywood verewigt wurden – sehr überstürzt und dilettantisch:
Sie taten sich offenbar schwer mit der Aussprache des Namens und schrieben ihn halt irgendwie nach Klang – und den Vornamen dann auch gleich noch falsch.
So wurde aus Hildegard Knef
Hildegarde Neff,
und die Sängerin und Autorin damit kwasi zu einer Verwandten. Was mich sehr freut, weil ich einige ihrer Songs sehr mag:
Lisa Bassenge hat dieses Lied auf schön eigene Art gecovert:
Raus aus der Schreibblockade (2)
„In all den Jahren meines Schriftstellerlebens sind die Tage stets überwältigend in der Überzahl gewesen, an denen mir nichts zu schreiben einfiel. Das hat mich nie beunruhigt. Wenn mir nichts einfällt, stehe ich auf und mache etwas anderes; am liebsten etwas, bei dem ein Bohrhammer, eine Stichsäge oder eine Schaufel im Spiel ist.“
(Alex Capus in der ´NZZ am Sonntag´)
Was schön ist (14)
Was schön ist (13)
P.S. für Harry Rowohlt
Harry Rowohlt liebte Postscripta. Deswegen schicke ich seinem gestrigen 80. Geburtstag als P.S. eine der vielen gewitzten Sentenzen hinterher, für die er – neben seinen Übersetzungen und Hörbüchern – in Erinnerung bleibt:
„Ich habe immer ungeheuer Dusel gehabt. Ich glaube, bei uns Atheisten strengt sich Gott mehr an. Muß er ja auch.“
Diese drei Sätze haben es in sich, denn sie setzen die Logik lakonisch und komisch außer Kraft. Der Atheist, der nicht an Gott glaubt, glaubt, daß Gott sich bei ihm besonders viel Mühe gibt. Und das aus dem Munde eines Mannes, der stimmlich wie physiognomisch noch dazu nahezu gottähnlich war.
(Das Foto stammt aus dem prachtvollen Sammelband „365 Portraits“ von Sepp Dreissinger, Album-Verlag.)
Raus aus der Schreibblockade
Hannegret Biesenbaum, Leserin dieses Blogs, hat mir einen Vierzeiler geschickt, der sich auf kleinem Raum des großen Themas Schreibblockade annimmt:
„Eigentlich möchte ich schreiben,
Wenigstens ein paar Zeilen.
Aber mir fällt nichts ein,
drum lasse ich’s sein.“
Am heutigen „Welttag der Poesie“ antworte ich ihr mit einem Ausweg aus der Schreibblockade, den ich für mich gefunden und so formuliert habe:
„Ich weiß nicht, was ich schreiben soll,
mir fehlen auch die Worte.
Ich brauch ein Stimulans – jawoll!:
Losigkeiten
Das sind die drei Zeichen unserer Zeit:
die Lieb-,
die Geist-,
die Rücksichtslosigkeit.
Ohne Rücksicht auf existentielle Nöte wird dem Besitzer des Ladens für Bilder und Bilderrahmen in der Bergmannstraße die Miete so drastisch erhöht, daß er aufgeben muß.
Vormals ein Ort mit Geist und Seele steht das Geschäft jetzt seit Monaten geistlos gähnend leer.
Falls es überhaupt absehbar wieder vermietet wird, dann vermutlich an lieblose Gastronomie von der Stange.
Die letzte Ziffer von Pi
Das Auto von Chuck Norris braucht kein Benzin. Es fährt aus Respekt.
Solcherart Witze flogen zwischen Jakob, mir und meinen Kindern hin und her. Das Söhnchen erfand dann selbst einen:
Nicht die Hoffnung stirbt zuletzt, sondern Chuck Norris.