Wie weiter unten schon erwähnt, reiste ich im Frühjahr nach Bergamo und las dort zum zweiten Mal Eckhard Henscheids Roman „Dolce Madonna Bionda“, der nämlich hauptsächlich ebenda spielt. So fügte es sich manchmal, daß ich vor einer Bar saß und las und die Hauptfigur Bernd Hammer schritt im Buch genau über jenen Platz, auf den ich gerade schaute.
Ein schöner Neben-Effekt der Lektüre eines Romans, den man sehr ausgeruht und mit reichlich Koffein intus lesen sollte, um ihn in voller Pracht goutieren zu können. Ich schrieb Kurt Scheel statt einer Postkarte ein paar Reise- und Lese-Eindrücke per Email und er antwortete wie immer mit wertvollen Worten, die er mir, hoffe ich, hier wiederzugeben erlauben würde, wenn er es denn noch könnte:
Lieber Herr Brück,
vielen Dank für den Postkartenersatz. Ich habe den Bergamo-Roman zum dritten Mal vor etwa fünf Jahren gelesen und so bei mir gedacht, dass dies vielleicht doch das allergrößte Werk unseres verehrten Meisters sei, so komisch und weh und wahr, dass es eigentlich zwischen Himmel und Erde, Leben und Tod entstanden sein muss; jedenfalls ist es nicht mehr ganz von dieser Welt.
Herzlich
Ihr Kurt Scheel