Harry Belafonte war bis ins hohe Alter einer der schönsten Männer, die mir – auf dem Bildschirm – je begegnet sind. Dazu kam vieles andere, vor allem aber eine Stimme so seelenvoll, daß sie mir ohne Umweg unter die Haut geht. Keine ausgestellte Virtuosität, sondern vornehmste Zurückgenommenheit zugunsten des reinen Gefühls. Schönheit, Seele, Gefühl nebst extravaganter Kleidung zu bewundern in diesem Video hier – Harry Belafonte singt den möglicherweise großartigsten Song von Joni Mitchell:
Alle Beiträge von Sankt Neff
Nochmal für Rolf
Ich bin allein.
Und du bist allein.
Und er und sie und es ist allein.
Und wir sind allein.
Und ihr seid allein.
Und sie sind allein. Auf der Welt.
Für Rolf
Nimm dein Leben nicht persönlich
und dein Ego nicht so ernst.
Bleib so lang es geht versöhnlich,
weil du dich sonst schnell entfernst:
weg vom Guten, Schönen, Wahren,
dem, was einfach richtig ist.
Sei dir möglichst oft im Klaren,
daß du nicht so wichtig bist
und auch nicht so ungewöhnlich,
wie dein Ego suggeriert.
Nimm dein Leben nicht persönlich,
seine Launen amüsiert.
Seine Launen, deine Launen
sind nicht immer amüsant.
Schau mit weichem Blick und Staunen
auf Geschick und Kontostand,
auf das Alltagsabenteuer,
aufs obszöne Weltgedröhn.
Leben ist so ungeheuer
unberechenbar und schön.
Und auch irgendwann zu Ende,
glaub es oder glaub es nicht:
Dann streicht jemand deine Wände,
schaut auf sie im Morgenlicht.
Ohne Rolf
Der lustige Rolf
„Von nun an begegneten wir alle zehn Minuten einem Jodler; dem ersten gaben wir acht Rappen, dem zweiten sechs, dem dritten vier, dem vierten einen und Nummer fünf, sechs und sieben erhielten gar nichts! Für den Rest des Tages erkauften wir das Stillschweigen der übrigen Jodler mit einem Franken pro Kopf.“ (Mark Twain, Eine Rigi-Besteigung)
Rolf T. Esser (1956 – 2023)
Ich möchte lieber nicht, sagt der Dachs
Wie sage ich ab, wenn ich nicht kann oder mag?
Weiter unten habe ich von Herman Melvilles berühmter Figur Bartleby, dem Schreiber, erzählt, der die ihm zugedachten Büro-Aufgaben mit gleichermaßen freundlicher wie sturer Lakonie ablehnt:
„Ich möchte lieber nicht.“
Der Schriftsteller Wolfgang Herrndorf war ein sehr zurückhaltender und konsequenter Mensch. Die Anfrage für ein Radiointerview beschied er mit der schlichten und ehrlichen Erwiderung:
„Tut mir leid, aber ich kann das nicht.“
Etwas verspielter antwortete ein berühmter deutscher Liedermacher, der kein PR-Gewese um seinen 80. machen wollte:
„Den Geburtstag sehe ich nahen und werde mich ganz leise verkrümeln, ich sag’s mit meinem Lieblingszitat aus Kenneth Grahames wunderbarem ´Der Wind in den Weiden´: ´Der Dachs lässt schön grüßen, möchte aber auf keinen Fall gestört werden.´“
Solche Absagen machen froh. Menschen, die wissen, was sie wollen und nicht wollen, können und nicht können, die eigen sind in einem guten Sinne und – wie im dritten Fall – trotzdem verbindlich.
Aus Versehen für immer
Ich küsse den Kater,
der Kater küßt mich,
wir sind ganz alleine im Zimmer.
Ich sage „Mein Süßer“,
dann sag ich kurz nichts
und dann aus Versehen „Für immer“.
Schwebende Lasten
Eigentlich wollte ich nur zwei frisch gepolsterte Sessel abholen beim Polsterer und wartete darauf, daß der Lastenaufzug sie nach unten brachte. Da entdeckte ich schwarz auf gelb ein Verbot, das aber in Wahrheit die reine Poesie ist:
Wie fein hier zwischen einerseits „Aufenthalt“ und andererseits „Verkehr“ unterschieden wird! Und wie nahezu ins Transzendente weisend die Formulierung „unter schwebender Last“!!
Sofort wollte sie mich zu einem Liedchen verleiten:
„Leichter ist das Leben,
wenn die Lasten schweben.“
Weiter kam ich nicht, denn meine Lasten schwebten alsbald herab. Als ich aber die frisch gepolsterten Sessel in den Kofferraum zu bugsieren versuchte, ereilte mich nicht aus der Höhe, sondern der Hölle ein Hexenschuß sondergleichen und holte mich zurück ins schmerzhaft Irdische.
Eselsbrücke
Auch bei denen, die vertraut sind mit der schwarzen Milch der Frühe, die ihn kennen, den Meister aus Deutschland, beobachte ich immer wieder mal eine leichte Unsicherheit, wie der Nachname des Dichters der „Todesfuge“ denn nun richtig zu betonen sei, iambisch oder trochäisch? Für all jene hier nun die ziemlich profane, dafür äußerst stabile Eselsbrücke:
Reimt sich auf Wlan.