Schwebende Lasten

Eigentlich wollte ich nur zwei frisch gepolsterte Sessel abholen beim Polsterer und wartete darauf, daß der Lastenaufzug sie nach unten brachte. Da entdeckte ich schwarz auf gelb ein Verbot, das aber in Wahrheit die reine Poesie ist:

Wie fein hier zwischen einerseits „Aufenthalt“ und andererseits „Verkehr“ unterschieden wird! Und wie nahezu ins Transzendente weisend die Formulierung „unter schwebender Last“!!

Sofort wollte sie mich zu einem Liedchen verleiten:

„Leichter ist das Leben,

wenn die Lasten schweben.“

Weiter kam ich nicht, denn meine Lasten schwebten alsbald herab.  Als ich aber die frisch gepolsterten Sessel in den Kofferraum zu bugsieren versuchte, ereilte mich nicht aus der Höhe, sondern der Hölle ein Hexenschuß sondergleichen und holte mich zurück ins schmerzhaft Irdische.

Ein Gedanke zu „Schwebende Lasten“

  1. Ach, wenn doch alle
    Lasten schweben würden und
    Steffen, ganz hoch über uns,
    Als Kranführer des Himmels,
    Führte sie mit leichter Hand ein
    Letztes Mal uns vor, von oben,
    Unten, rechts und links, um sie
    Dann zu entsorgen, ins Nirgendwo
    Auf Nimmerwiedersehn.

    Das wär «ein Ziel, aufs Innigste
    Zu wünschen», wie Hamlet
    Sagt, seit langem schon
    Ein smarter Kumpel Steffens
    Auf den Bühnen dieser Welt.

    Die haben leider nicht das letzte Wort,
    Das Wünschen hilft noch immer nicht,
    Der Konjunktiv ist machtlos wie noch nie.

    Und was die Lasten angeht:
    Sie schweben nicht, sie fallen,
    Vom Jemen bis Odessa,
    Von Kiew bis Khartum.

    Martin Jürgens

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