Dreimal Karneval

Meine Initialisierung in die hemmungslosen Freuden des Karnevals fand an einem Weiberfastnacht-Donnerstag in einer Kölner Kneipe statt.  Freund Andreas und ich, beide noch jung und ungebunden, kamen gerade vom Klo und trafen auf eine Nonne. Andreas stellte sich ihr in den Weg und sagte:

„Bitte segne mich!“

Die Nonne zögerte keine Sekunde, schnappte sich den Bittsteller, legte ihm einen Arm um den Hals, zog ihn an sich und küßte ihn so fest wie langanhaltend auf den Mund.  Wenn das so ist, möchte ich ein Teil davon sein, dachte ich, machte mit und wurde ein Teil davon.

*

Ein oder zwei Jahre später waren wir an Weiberfastnacht wieder gemeinsam unterwegs, feierten, verloren uns aber im rauschhaften Laufe des Tages und der Nacht im Getümmel aus den Augen. Mobiltelefone hatten wir nicht.  Anders als geplant übernachtete ich nicht bei Andreas, sondern woanders. Erst am nächsten Nachmittag kehrte ich in seine Wohnung zurück. Mir bot sich ein Bild der totalen Kapitulation vor dem Kater:  Der Mann lag im Bett und sah im Fernsehen „Pippi Langstrumpf“.  Kraftlos schaute er mich an und fragte:

„Wo warst du denn die ganze Nacht? Ich hab schon bei der Feuerwehr angerufen. Aber die haben gesagt: ´Brück? Hamma  nit jefohre.´“

*

Inzwischen sind wir älter und Andreas meidet Alkohol wie Karneval.  An Weiberfastnacht erlebt er aber immer noch Lustiges. Doch lest selbst:

„Die Liebste und ich gehen am Weiberfastnachts-Nachmittag traddidsjenell  gerne in die Sauna.  Und obwohl die im Mauritius-Hotel direkt hinter meinem  Haus liegt, heißt es trotzdem immer wieder Tasche packen, anziehen, umziehen  und alles.  Gestern habe ich gedacht – och, sind doch eh alle verkleidet, da ziehe ich  mir den Bademantel und die Latschen schon zuhause an und geh  einfach so rüber. Ist auch keinem aufgefallen, haha.  War ganz normal.
Auf dem Rückweg ist mir dann noch einer begegnet, der als VERKLEIDUNG einen  Bademantel und Schlafanzug anhatte – da haben wir uns gefreut und mit  Handschlag begrüßt. Hab ihm dann noch gesagt, dass ich gar nicht verkleidet  war, sondern einfach nur aus der Sauna komme. Der hat vielleicht  gelacht.“

Andreas im Bademantel

An Karneval nur so zu tun, als sei man verkleidet: Eine besonders subtile Form der Heiterkeit.

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