Wenn es wirklich gerade sehr spannend zugeht bei der Europameisterschaft und die deutsche Mannschaft gegen das Ausscheiden ankämpft, dann ist es nicht gut, wenn der internet-abhängige Fernseher sich aufhängt, das Bild einfriert und der Vater fluchend versuchen muß, die janze elende Chose wieder ans Laufen zu bringen. Gut hingegen ist es, wenn der Sohn geistesgegenwärtig reagiert, in sein Zimmer rennt, ein Fernglas holt, sich damit neben dem Fernseher ans Fenster stellt, das Spiel auf dem großen Bildschirm der Nachbarn verfolgt und dem verzweifelt an diversen Geräten rumfummelnden Vater den weiteren Verlauf inklusive Ausgleich, nochmals Rückstand und abermals Ausgleich reportiert.
Die Sache ging gut aus. Und mit ein bißchen Abstand fiel dem Vater auf, daß sich der Sohn einer Technik des antiken Schauspiels bedient hatte: der Mauerschau, der Teichoskopie. Jemand schildert aus einer erhöhten Position, was die Zuschauer nicht sehen können, was aber angeblich hinter der Mauer vor sich geht. In der Antike war das allerdings nur ein dramaturgischer Trick. Beim Sohn nicht. Der hat dank Geistesgegenwart und Fernglas tatsächlich mehr gesehen als der Vater. Und ihn freundlicherweise dran teilhaben lassen.
Große Improvisation und Geistesgegenwart