Vor ein paar Tagen in der U-Bahn-Linie 7 eine Szene wie aus dem berühmten Musical „Linie 1“:
Eine ältere Dame, Typ Wilmersdorfer Witwe, hochgesteckte graue Haare, sitzt mir gegenüber – und häkelt. Das allein kwasi schon weltkulturerbeverdächtig.
Ich lese Zeitung. Dann höre ich sie laut meckern:
„Junger Mann, da hält man sich aber die Hand vor den Mund.“
Der junge Mann zu meiner Linken hat offenbar hemmungs- und handlos gegähnt. Er lächelt verlegen, die Häklerin setzt nach.
„Ein bißchen Kultur sollte schon vorhanden sein.“
Ich bin begeistert. Um uns herum die komplette Verrohung durch Turbokapitalismus, Konkurrenz, Kulturverlust, Krieg. Die Häklerin aber besteht tapfer auf Hand vorm Mund.