Vom Sie zum Du

Es ist nicht immer einfach, im Rahmen sich intensivierender Bekanntschaften vom Sie zum Du zu wechseln. Muß ja auch nicht sein, denn  Schwebezustände und Spielräume können reizvoll sein. Der Schriftsteller Max Goldt erzählte, daß er sich mit einer guten Bekannten darauf geeinigt habe: Beim Kaffeetrinken siezen wir uns, beim Biertrinken duzen wir uns.

Von einer sehr verschmitzten und gewitzten Art, die Änderung der Anrede anzubahnen, las ich nun in Gerhard Henschels autobiographischem „Schelmenroman“ (S. 524). Henschel, der im Buch Martin Schlosser heißt, ist auf ein Glas Wein mit dem Dichter und Zeichner Fritz Weigle alias F. W. Bernstein verabredet, dem er wortreich seine Verehrung ausspricht:

„Während ich redete, zeichnete Herr Weigle mich als lachenden Koloß und sich selbst daneben als Zwerglein, das mich fragt:

HERR SCHLOSSER, SOLLTEN WIR NICHT DU SAGEN ZU UNS?“ 

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