Abgebrochene Grossprojekte (2)

Adolph Menzel, dessen rechter Fuß ein paar Einträge weiter unten zu bestaunen ist,  war als Künstler sehr erfolgreich und viel bewundert. Kurz vor seinem 60. Geburtstag griff er sich eine Kladde in der Absicht, darin sein Leben aufzuschreiben, und verzierte sie schwungvoll mit der Aufschrift:

„ich.“

Er notierte zwei Sätze über seine Herkunft und klappte die Kladde wieder zu. Ein paar Jahre später ergänzte er seine Autobiographie um nochmal zwei oder drei Sätze und brach das Vorhaben dann endgültig ab – er fand sein Leben einfach nicht interessant genug.

Daß aber auch ein uninteressantes Leben in einem Buch mit vielen Kapiteln aufgeschrieben werden kann, versuche

„ich“

gerade in aller Heimlichkeit zu beweisen. Demnächst vielleicht mehr.

P.S. Die Kladde ist Gegenstand der Menzel-Ausstellung im Berliner Stadtmuseum.  Dort las ich ein bißchen im Gästebuch rum. Ein Besucher ließ sich darin etwas weitschweifig, aber nicht ganz zu Unrecht  über die „altbackene“, „nicht zeitgemäße“ Präsentation der Exponate aus. Der nächste Eintrag im Gästebuch lautete dann lustig lapidar und angenehm besserwisserisch:

„Vorstehendes Quatsch.

Dr. Sowieso“

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.