Hitchcock und ich

Alfred Hitchcock hatte das Gefühl, nachts – im Traum oder Halbschlaf – die besten Ideen für Filme zu haben. Also legte er Papier und Bleistift neben sein Bett, um diese Einfälle im Zweifelsfall auch gleich aufschreiben zu können.  Einmal wachte er morgens auf mit der vagen Erinnerung, nachts etwas notiert zu haben. Hitchcock schaute neugierig, vorfreudig auf den Zettel. Und tatsächlich – dort stand:

„Boy meets girl.“

An diese Anekdote mußte ich denken, als ich neulich morgens einen  Zettel neben dem Telefon entdeckte.

In der vorangegangenen Nacht war ich aufgewacht und hatte gedacht:  ´Da habe ich aber gerade etwas Interessantes geträumt.´  Ich ging aufs Klo und memorierte: Im Traum hatte ich ein Buch gelesen und mir darin eine Stelle angestrichen. Weil mir das geträumte Zitat so bemerkenswert vorkam, zwang ich mich trotz großer Müdigkeit dann, den angestrichen Satz auf einen Zettel neben dem Telefon zu notieren. Ging wieder ins Bett und schlief weiter.

Und anders als Hitchcock, wurde ich am nächsten Morgen nicht enttäuscht durch die Banalität des Einfalls.  Denn auf dem Zettel stand in müde-krakeliger Schrift:

Ich habe gelernt, daß das Lachen über Kinderlosigkeit nichts anderes ist als abgelöste Erschöpfung.“

Was immer das zu bedeuten hat: Es klingt anregend rätselhaft. Und ich bin ein bißchen stolz auf die Komplexität meiner Träume. Denn ich habe ja nicht nur geträumt, ein Buch gelesen und eine Stelle angestrichen zu haben. Ich habe das Buch auch selbst geschrieben. Immerhin ein Satz daraus ist hiermit überliefert.

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