Alles und nichts und etwas und gar nichts

Aphorismen können nerven. Viele von ihnen sind inzwischen ganz schön abgenudelt und dementsprechend überraschungsarm, wie dieser hier von Oscar Wilde:

„Ich kann allem widerstehen, nur der Versuchung nicht.“

Jetzt aber fand ich mal wieder ein Exemplar, das mich begeisterte:

„Nichts ist besser als gar nichts.“

Stammt von Herbert Achternbusch, klingt erstmal harmlos, hat es aber in sich.

Was wollen, was können uns diese sechs Wörter sagen?

Zum einen:

Nichts ist weniger nichts als gar nichts. Deshalb ist nichts besser als gar nichts. Und wer nichts hat, ist besser dran als der, der gar nichts hat.

Aber auch:

Gar nichts ist die ultimative Steigerung von nichts und deshalb  das absolute Nonplusultra. Nichts ist besser.  Nichts ist so gut wie gar nichts. Gar nichts ist nicht zu toppen, weil noch mehr nichts als einfach nur nichts. Wenn man nichts gut findet, ist gar nichts noch besser.

Sechs Wörter also, über die man sehr lange nachdenken, in deren Sinn und Logik man sich tüchtig verheddern kann. Was klingt wie Unsinn, entpuppt sich als Denksportaufgabe, als intellektueller Kurztrip ins  große Nichts.

Und erinnerte mich an eine Strophe aus dem genialen Song „Räumliche Distanz“ von Funny van Dannen:

„Was ist das Gegenteil von nichts? hab ich dich einmal gefragt
Ist es etwas oder alles? Küß mich, hast du gesagt“

Genau. So soll es sein: Küssen als Ausweg aus allzu großer Verkopftheit.

Das ganze Album „Herzscheiße“ übrigens ein einziges Meisterwerk.

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