„Die Liebe ließ mir keine Wahl. Und keine Wahl haben ist die beste, die es gibt.“
(Wiglaf Droste im Mai 2019 in einer Email über die Gründe für seinen Umzug nach Franken)
„Die Liebe ließ mir keine Wahl. Und keine Wahl haben ist die beste, die es gibt.“
(Wiglaf Droste im Mai 2019 in einer Email über die Gründe für seinen Umzug nach Franken)
„Freundschaft, also die Mischung aus in den Arm nehmen und in den Arsch treten“
(Wiglaf Droste 2017 in einem Artikel für die ´junge welt´)
Dieses Bild mailte mir Wiglaf Droste, als ich ihn vor ein paar Jahren im Hinblick auf eine gemeinsame Lesung um ein Pressefoto bat. Schon damals war ich ganz verzückt von der behaarten Wiglaf-Puppe, aber auch von der Katze, die sich wild entschlossen in den Vordergrund schiebt und den Mann an ihrer Seite zu bewachen scheint. Sub specie aeternitatis rührt mich das Bild noch ein wenig mehr an.
„Katzen zählen zu den meistverkitschten Lebewesen. Doch dazu tragen sie selbst relativ wenig bei, allein schon aus Faulheit und Desinteresse. Katzen erziehen noch den freiheitsliebendsten Mann zu willfährigem Personal.“
(Aus einem Nachruf auf eine Katze, den Wiglaf Droste 2004 in der ´taz´veröffentlichte.)
Heute vor einem Monat starb Wiglaf Droste. Oder um es in his own words zu sagen: Seit dem 15. Mai ist er nicht mehr sterblich.
Ich lernte ihn in den neunziger Jahren als Leser kennen und später über die Arbeit fürs Radio auch in echt. Am Tag nach seinem Tod habe ich versucht, ihn zu würdigen:
Angeblich plante Wiglaf Droste noch kurz vor seinem Tod, die kulinarische Kampfschrift „Häuptling Eigener Herd“ wiederzubeleben. Wundervoller Name für ein auch sehr ansehnliches Druckerzeugnis. An die kalauerige Indianer-Metaphorik anknüpfend werde ich in den nächsten Wochen unter der Überschrift „Wiglafs Wigwam“ ein paar besonders wertvolle und unsterblichkeitsverdächtige Zitate von ihm aufschreiben und aufheben für die, die noch sterblich sind. So wie dieses hier, das aus einer privaten Email stammt:
„Freundschaft, Liebe, Poesie und Musik,
plus Kochen und Futtern und Reisen = Glück“
„An der Anlegestelle für das Schiff nach Teufelsbrück mußte Sankt Neff eine Weile warten. Er setzte sich in das nach vorn offene Haltestellenhäuschen, las dort türkische Sprüche, deutsche Vornamen, ´fuck´, unverdrossen ´fuck´, ein gewissenhaftes Satzzeichen, ein Taktstrich: ´fuck´.“
Auf dem Fahrrad sitzt der Vater und tritt.
Mit dem Rücken zu ihm, auf dem Gepäckträger, sitzt die Mutter und zieht.
Zieht einen Kinderwagen, in dem, ich kann es nicht sehen, wohl ein Baby liegt.
Der Vater tritt. Die Mutter zieht. Und singt. Das Baby liegt, spürt vielleicht den Fahrtwind, sieht und hört die Mutter singen.
Und ich: schau es an, das Familien-Idyll, mit Verwunderung und Wohlgefallen.
„´Handelt es sich um das Fahrrad Sankt Neffs?´ fragte er.“
Ich bin ein großer Freund der Mundharmonika. Immer wenn ich eine höre, freue ich mich. Sie ist so ein unprätentiöses Instrument. Eine zugleich komische wie anrührende Fallhöhe entsteht, wenn ein Mann mit Schlips und Kragen in einem Parlament auf diesem unprätentiösen Instrument eine Hymne spielt. Der slowenische Abgeordnete Alojz Peterle verabschiedet sich in der letzten Sitzung des Europa-Parlaments vor der Wahl von seinen Kolleginnen und Kollegen:
Für mich ein wirklich beflügelnder Beitrag zur Popularisierung der europäischen Idee. Gut geblasen (und gezogen), Herr Peterle!
„Doch weil das Los der Menschen niemals sicher
Laßt uns bedacht sein auf den schlimmsten Fall:
Sankt Neff samt Gurk´ rauscht über unsre Felder.“
Ich mag Ben Stiller. Wenn er mitspielt, ist es für mich nicht so entscheidend, ob der Film insgesamt gut ist. Hauptsache mit Ben Stiller. Ich schaue ihn einfach gerne an. Ich schaue ihm einfach gerne zu. Kürzlich empfahl mir Kollegin Janin einen Ben Stiller-Film, der mir bis dato entgangen war:
„Nach 7 Tagen – Ausgeflittert“.
Er handelt von einem Mann um die vierzig (Ben Stiller), der ein wenig bindungsscheu ist, dann aber, angetrieben von Vater, bestem Freund und Torschlußpanik, überstürzt heiratet. Schon auf der Autofahrt in die Flitterwochen, beginnt er zu ahnen, daß er die falsche Frau geheiratet hat.
Dieser Erkenntnisprozeß ist sehr komisch inszeniert. Die Frau singt bei jedem Lied, das im Autoradio läuft, inbrünstig mit. Eigentlich süß, aber auf Dauer eben nervtötend. Auch die Hochzeitsnacht, die tagsüber stattfindet, verläuft anstrengend für den Bräutigam. Denn die Braut ist extrem fordernd, frönt unaufhörlich dem dirty talk und verlangt nach ausgefallenen Stellungen. Ziemlich erschöpft schlägt Ben Stiller einen Wechsel zur Missionarsstellung vor. Die Braut schaut etwas verdutzt und sagt dann:
„Okay, wie geht die?“
Im ersten Drittel des Films gibt es also viel zu lachen. Danach verliert er etwas an Fahrt und Witz. Ist aber nicht so schlimm, denn Ben Stiller spielt ja mit. Außerdem sein Vater Jerry Stiller, der auch im Film sein Vater ist. Er mag Frauen mit großen, operierten Brüsten und nervt seinen Sohn mit Fragen wie, wieviele „Muschis“ er denn so in den letzten Monaten „klargemacht“ habe.
Der Film ließ mich trotz der erwähnten Schwäche gutgelaunt zurück. Im Netz las ich noch ein wenig nach und fand heraus, daß sein Original-Titel schlicht
„The Heartbreak Kid“
lautet. Es handelt sich um die Neufassung eines gleichnamigen Films aus dem Jahr 1972, der im deutschsprachigen Raum nicht nur unter dem ziemlich wörtlichen Titel
„Der Herzensbrecher“
kursierte, sondern auch unter dem sehr schön danebenen
„Pferdewechsel in der Hochzeitsnacht“.
Alles andere als eine wörtliche Übersetzung, eigentlich nicht mal eine sinngemäße, sondern eine frei erfundene, durchaus bewundernswert kreative Nachdichtung. Dankbar aber bin ich dem, der oder denen, der, die oder die sich das ausgedacht haben, daß er, sie oder sie immerhin zurückschreckt ist oder sind vor
„Stutenwechsel in der Hochzeitsnacht.“
Doch, da muß man dankbar sein.