Für mich soll es das geben

In der aktuellen ´Zeit´ gibt es ein Interview mit Reinhard Mey, dessen Ende mich sehr berührt hat:

ZEIT: Glauben Sie an das ewige Leben?

Reinhard Mey: Ich wünsch es mir. Ich sage es Ihnen – und es kann sein, dass ich gleich anfange zu heulen: Ich würde so gerne unseren Sohn Max wiedersehen, der mit 32 Jahren starb, nach fünf Jahren Wachkoma. Und das geht nur mit dem ewigen Leben. Ich kann es mir jetzt schwer vorstellen, aber ich möchte da hinauf zu ihm. Und auch wenn es das vielleicht nicht gibt, diese Vorstellung hilft mir, damit fertig zu werden. Für mich soll es das geben.

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Vielleicht ist das der Kern vieler großen Fragen und mancher letzten Dinge: Sie lassen sich nicht objektiv und allgemeingültig beantworten.  Gibt es ein Leben nach dem Tod? Wem es hilft, daran zu glauben, der sollte das tun. Sollte daran glauben. Darf darauf hoffen. Für den soll es das geben.

Der Schriftsteller Julian Barnes hat vor einigen Jahren ein Buch über den Tod geschrieben.  Es heißt „Nichts, was man fürchten müsste“ und beginnt mit dem großartigen Satz:

„Ich glaube nicht an Gott, aber ich vermisse ihn.“

Der Mensch ist eben nicht nur ein rationales, sondern auch ein mitunter hilfloses, trostbedürftiges und sinnsuchendes Wesen. Und deswegen glaube auch ich Johnny Cash immer aufs Wort, wenn er singt:

„We´ll meet again.“

Weil ich will,  daß es so ist.

Test

Auf der Suche nach einem Antidepressivum stieß ich gestern Abend auf dieses Video hier. Versucht mal, es anzuschauen und  dabei 1. nicht zu grinsen und 2. nicht ein bißchen zu weinen angesichts von so viel Seele und Begabung:

Ich habe den Test auch beim zweiten und dritten Anschauen nicht bestanden.

Was schön ist (10)

Da bist du ganz allein in einem leeren Haus fern der aufgeregten Stadt und maximal reduziert: Ein Mobiltelefon auf der Fensterbank , aus dem Johnny Cash singt „Jesus, I Don´t Wanna Die Alone“.  Und in der Hand einen Spachtel, mit dessen Hilfe du mehrere Lagen alter Tapete abreißt. Du trittst einen Schritt zurück und stellst fest, daß sich unversehens ein Elefant im Raum befindet:

Vielleicht war er auch schon die ganze Zeit da. Nur daß du es nicht wußtest.

Lieder mit guten Titeln

„Es Ist Still Auf Dem Rastplatz Krachgarten“

(Gisbert zu Knyphausen)

„24.000 Baci“

(Adriano Celentano)

„The Milkman Of Human Kindness“

(Billy Bragg)

„Er Sieht Sie An Während Sie Ihn Ansieht Und Er Sieht Zur Tür“

(Fink)

„Is She Really Going Out With Him?“

(Joe Jackson)

„In Den Schuhen Von Audrey Hephurn“

(Erdmöbel)

The Girls In My Life (Part 1)“

(Randy Newman)

„Lied Gegen Die Schwerkraft“

(PeterLicht)

„All This Useless Beauty“

(Elvis Costello)

„Da Humm“

(Helge Schneider)

Wer zum Teufel ist Sankt Neff? (9)

„Heiliger m. (angeblicher Heiliger; sprichwörtlich für einen dummen, ungeschickten, faulen Menschen): Neff, Sankt Neff, du bist e Kerle wie d´Sankt Neff, dem hant d´Spatze in´s Füdle baut; wie d´Sankt Neff, wo d´Finger im Arsch abbroche hat; wie d´Sankt Neff, der ist seiner Mutter hinter´m Ofen verfroren.“

(Hermann Fischer und Hermann Taigel, „Schwäbisches Handwörterbuch“)

An Karneval einfach mal ausgelassen sein:

Den Titel dieses Eintrags und das Foto samt folgender punktgenauer Exegese verdanke ich Freund Michael aus Köln:

„Ich saß den beiden Weiberfastnacht auf dem Weg in die Stadt in der 18 gegenüber. Ein sehr diszipliniertes und erfahrenes Feierpaar, auch wenn man ihnen die Mühen der jecken Jahre ansieht.“

P.S. Michael bittet mich um die Ergänzung, daß das Foto nur für hier gedacht ist und nicht über andere Plattformen verbreitet werden soll.

Endlich erkältet

Spätestens ab Spätherbst ja praktisch immer und durchgehend bis zum Frühling die Sorge, mich könne eine Erkältung heimsuchen und niederstrecken. In der U-Bahn argwöhnische Blicke zu Menschen, die husten, niesen, sich die Nase putzen und mich also anstecken könnten. Lauern auf erste Anzeichen. Sind das schon Halsschmerzen? Nee, doch noch nicht.

Und was für eine Erleichterung, welche Enstpannung, wenn die Erkältung dann endlich da ist. Ich mich ihr komplett und sorglos hingeben und überlassen kann. Die Erkältung ist da,  die Angst vor der Erkältung ist weg. Niemand kann mich noch anstecken. Kein Argwohn mehr und keine Vorsicht. So wie jetzt. Hurra!

Wie sieht die menschliche Seele aus?

Die ´Titanic´ veröffentlichte vor vielen Jahren einmal die Antworten diverser Künstler auf die Frage „Wie sieht die menschliche Seele aus?“ Ich mochte diese Serie, hätte selbst aber keinen Vorschlag parat gehabt.

Das hat sich gerade geändert. In unserer  Küche hängt ein kleines Kunstwerk, das mir Freund Andreas schenkte. Es heißt „Zimt auf Samt“, zeigt braunen Zimt auf weißem Samt unter Glas und bezieht sich auf den gleichnamigen Song der von uns beiden verehrten Band „Foyer des Arts“, für die Max Goldt die Texte und Gerd Pasemann die Musik schrieb.

Vor ein paar Tagen nahm ich das inzwischen schon 25 Jahre alte Opusculum von der Wand. Ich hatte vor, es Max Goldt zu zeigen, mit dem ich für ein Radio-Interview verabredet war. Ich hielt das kleine Bild also in Händen und dachte unvermittelt:

„So sieht die menschliche Seele aus.“ 

Wißt Ihr, was ich meine?

Wie auch immer. Max Goldt jedenfalls wußte mit dem Kunstwerk, das ich ihm unter die Nase hielt, zunächst nichts anzufangen.  War aber, als er ihm auf die Schliche kam, doch, glaube ich, ziemlich angetan. Jedenfalls bat er darum, das Kunstwerk und seinen Besitzer fotografieren zu dürfen. So geschah es dann auch.

Mir gefällt der Gedanke: Ein Mann schreibt ein Lied. Ein zweiter Mann macht daraus ein Bild und schenkt es einem dritten Mann. Der dritte Mann zeigt es dem ersten Mann. Der erste Mann fotografiert das Bild mitsamt dem dritten Mann. Der dritte Mann schreibt das alles dem zweiten Mann. Und ist damit jetzt fertig.

Mein All