Alle Beiträge von Sankt Neff

Papiertiger

Kannste nicht stellen: ein Foto, auf dem sich dein Lieblings-Kater durch deine Lieblings-Zeitung wühlt und seinen Schwanz neben dem Titel-Thema „Wildnis“ rauslugen läßt. Und du brauchst deine Lieblings-Tochter, die geistesgegenwärtig genug ist, es zu machen.

(Foto: Elisabeth Brück)

Neulich in Kreuzberg (10)

Ich lief auf dem Gleisdreieck vorbei an Vater und kleinem, aber schon sprechfähigem Kind, konnte allerdings auf die Schnelle und auch nicht an der Stimme erkennen, ob Mädchen oder Junge. Das Kind jedenfalls sagte:

„Ich will heute Hühner essen.“

Der Vater, ganz aktiver Zuhörer,  fragte nach:

„Du willst heute Hühner essen?“

Das Kind bestätigte:

„Ja. Tote Hühner.“

Schon fast außer Hörweite freute ich mich, diese Präzisierung noch mitgehört haben zu dürfen.

Dialog im Kinderzimmer

Schulfrei. Die Tochter liegt auch am späten Vormittag noch im Bett. Der Vater betritt mehrfach das Kinderzimmer, um dort frische Wäsche abzulegen und das Kind durch beiläufige Ansprache zum allmählichen Aufstehen zu animieren. Versuche, die die Tochter mit einem barschen Satz aus dem Halbschlaf beendet:

„Papa, ich möchte kurz diesen Traum beenden, aber du kommst die
ganze Zeit rein.“

Lektionen (2)

„Wenn du dir ein Tier anschaffst, musst du wissen, dass dein Herz bricht, wenn es stirbt.“

(Elke Heidenreich, Was ich gern früher gewusst hätte)

*

Siesta

 

Sofa steht bereit, ich leg mich hin.

Der Kater streckt sich zwischen meinen Beinen.

Ein  Mittagsschlaf wird uns gleich glücklich einen.

Selten hatte Leben so viel Sinn.

Lesung mit Hund

So sah es aus, heute vor einer Woche, Sonntag nachmittags im K-Salon, als Jörg Magenau und ich abwechselnd vorlasen und Elke Horner, auf die hier fast alle Augen gerichtet sind, auf dem Glockenspiel musizierte.

Ganz woanders hin schaute nur Jörgs Hund Siggi – wie es sich für den Hund eines Literaturkritikers gehört benannt nach Siegfried Lenz -,  trottete ein wenig durch den Raum, bellte auch mal – und dachte sich ansonsten sein Teil über das, was wir da darboten. Was genau er dachte? Wir werden es nie erfahren.

Ohne mich

Da bist du – nur zum Beispiel – für ein paar Tage in Wien, während dieser Tage komplett eins mit der Stadt, jeden Abend ein Bier in der Hand an der Theke des Café Anzengruber, und reist wieder ab.

Daß dann dort das Leben auch ohne dich weiter geht –

geht eigentlich nicht.

Was werden?

„Mensch, werde wesentlich.“ (Angelus Silesius)

*

„Ich wollte was werden/Das ist nichts geworden/Das lag zum Teil an der Realität.“ (Funny van Dannen)

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„Warum noch gleich sind wir hier auf Erden?/Der Sinn des Lebens ist, Mensch zu werden.“ (Sankt Neff)

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„Wer nichts wird, wird Wirt.“ (Volksmund)

Der schöne Harry

Harry Belafonte war bis ins hohe Alter einer der schönsten Männer, die mir – auf dem Bildschirm – je begegnet sind. Dazu kam vieles andere, vor allem aber eine Stimme so seelenvoll, daß sie mir ohne Umweg unter die Haut geht. Keine ausgestellte Virtuosität, sondern vornehmste Zurückgenommenheit zugunsten des reinen Gefühls. Schönheit, Seele, Gefühl nebst extravaganter Kleidung zu bewundern in diesem Video hier – Harry Belafonte singt den möglicherweise großartigsten Song von Joni Mitchell: